Der Esterhazy-Check – ein Muster ganz im Austro-Hungarian-Style!
Es ist eines der berühmtesten Stoffmuster der Herrenmode. Der „Glen-Check“ oder „Prince of Wales-Check“. Der elegante Wollstoff, meist in den Farben Schwarz, Grau und Weiß, die sich mit vier dunklen und vier hellen Streifen abwechseln, werden in sich kreuzenden Mustern mit unregelmäßigen Karos verwoben. Auf der ganzen Welt ist dieser Stoff als „Prince of Wales“ bekannt, mit einer Ausnahme: Den Nachfolgeländern der österreichisch-ungarischen Monarchie. In Österreich heißt der Stoff „Esterhazy-Check“, in Ungarn „eszterházy kockás“. Doch wie konnte der Name des berühmten Magnatengeschlechts ausgerechnet hier den britischen Thronfolger-Titel ersetzen?
Ein Prince of Wales als Trendsetter
Der erstgeborene Sohn von Queen Victoria wurde von der Familie und seinen Freunden Bertie genannt. Seine Mutter regierte von 1837 bis 1901 das britische Empire, ihre Regierungszeit wurde erst von Queen Elizabeth II. übertroffen. Bertie war so bereits 60 Jahre alt, als er als König Edward VII. den Thron bestieg.
In seiner langen Zeit als Thronfolger, als Prince of Wales, bereiste er Europa. Am liebsten hielt er sich in Frankreich, aber auch in Österreich-Ungarn auf. Er galt als bestgekleideter Mann seiner Zeit. Vieles was Edward trug und tat, wurde einfach nachgeahmt. Diese von ihm aufgestellten Moderegeln gelten bis zum heutigen Tag. So schließt, der elegante Herr niemals den untersten Knopf der Weste oder des Sakkos, etwas mit dem Edward als Prince of Wales begonnen hatte. In seinem Fall waren es jedoch praktische Gründe, da er einen ziemlich dicken Bauch hatte, ließ er diese Knöpfe geöffnet – und heute ist dies ein Zeichen von gutem Geschmack.
Ein Stoff für den Prinzen
Edward VII. liebte gemusterte Stoffe und führte diese in der Anzugsmode ein. Besonders schätzte er einen schwarz-weiß-gemusterten Stoff, der auf der ganzen Welt nach ihm „Prince of Wales“-Muster genannt wird. Das Muster hat seine Wurzeln in Schottland. Zur Unterscheidung der verschiedenen Clans wurden von den Clan-Chiefs individuelle Karos entworfen, die sogenannten „Checks“. Fügt man diesem Karo ein farbiges Überkaro hinzu erhält man den berühmten Check des Prince of Wales.
Die Esterhazys in London
Das ungarischen Magnatengeschlecht war nicht nur durch seinen Reichtum, sondern auch für seine Extravaganz berühmt. Die Esterhazys gehörten zu den ersten Familien des Habsburger-Reichs und dienten dem Herrscherhaus als Feldherrn, Politiker und Diplomaten.
Fürst Paul Anton Esterhazy war von 1815 bis 1842 Botschafter am britischen Hof und vertrat dort den Kaiser von Österreich und König von Ungarn. Er war ein Freund von Beau Brummel, den Trendsetter und ersten Dandy der Geschichte. Damals entstand in London der Grundkanon der Herrenmode, der eigentlich bis heute gilt, Fürst Esterhazy brachte diese Trends nach Mitteleuropa, wo sie begeistert übernommen wurden. Die Wiener Herren achteten daher genau auf alles, was der Esterhazy trug, und ahmten es nach.
Der Esterhazy-Check
Fürst Nikolaus III. war der Sohn von Botschafter Paul Anton und war in London aufgewachsen. Auch als Erwachsener reiste er immer wieder in die britische Hauptstadt und traf die Elite des Empires, die er ja aus Jugendtagen kannte. Als seine englischen Freunde in Nachahmung von Bertie den nach ihm benannten „Prince of Wales-Check“ zu tragen begannen, war er begeistert- Zurück in Wien brachte er ein Stoffmuster mit und bestellte bei seinem Schneider gleich ein halbes Dutzend Anzüge davon, die er in der Donaumetropole natürlich ausführte. Sofort bedrängten die modebewussten Herren Ihre Schneider auch ihnen Anzüge zu machen „so wie der Esterhazy“ – und bald bestellte man einfach nur noch ein „Esterhazy-Muster“, das bald in Wien und Budapest noch populärer, als in seiner britischen Heimat.
Literaturverzeichnis
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